Meditation und Stress

Meditation als ein Mittel der Stressreduktion. Wirkung, Gefahren und Probleme

Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in der Übersicht:

  • Chronischer Stress ist eine Ursache für eine Vielzahl von Krankheiten in unserer heutigen  Gesellschaft
  • Mindfulness-Based Stress Reduction – ist eine Therapieform mit nachweislichen Erfolg, welche auf verschiedenste Meditationsmethoden basiert und den religiösen Part entfernt hat
  • Meditation ist ein Tool zur Stressreduktion und dient dem Erwerb von Achtsamkeit
  • Meditation verändert unser neuronales Netzwerk
  • die meisten Studien haben nur eine bedingte Aussagekraft, weshalb es keine eindeutigen Ergebnisse gibt und Meditation in der Wissenschaft umstritten ist

 

Meditation

Chronischer Stress ist einer der häufigsten Verursacher für eine Vielzahl an Krankheiten und Meditation ist ein mögliches Tool, um Stress zu reduzieren.
Der Ursprung von Meditation liegt ca. 4.000 – 5.000 Jahre zurück irgendwo in Indien und dient dem Erwerb von Achtsamkeit.
Mediation etabliert sich seit den 1950er Jahren immer stärker in der westlichen Welt. Die damit verbundene Achtsamkeit wird häufig als esoterischer „quatsch“ abgestempelt und ist in der Wissenschaft ebenso umstritten.
Das liegt daran, dass die Definitionen nicht einheitlich und auch nicht wirklich zu Operationalisieren sind. Es ist schwierig die messbaren biologischen Effekte  mit Achtsamkeit oder einem „Bewussten Zustand“ gleich zu setzten. Andererseits gibt es unglaublich viele Studien zu dieser Thematik, die eine Interpretation versuchen.

 

Achtsamkeit kann als eine Eigenschaft oder Fähigkeit verstanden werden, die es uns ermöglicht den aktuellen Moment bewusst wahrzunehmen. Dabei soll der Moment mit allen Sinnen gespürt und nicht emotional gewertet werden. Es geht darum, seine Bedürfnisse und Gedanken nach hinten zu stellen und vollkommen im „hier und jetzt“ zu sein.
1979 wurde Meditation in Form einer Therapie, der Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (Mindfulness-Based Stress Reduction – MBSR), durch Kabat-Zinn in der westlichen Welt integriert. Besonders dabei ist, dass alle religiösen Parts aus den Übungen entfernt wurden. Bei der MBSR werden verschiedene Techniken der Stressreduktion und der Selbstwirksamkeit erlernt, die nachweislich wirken.
Gerade, wenn die moderne Medizin versagt, weil z.B. Medikamente nicht wirken, oder Menschen chronischen Schmerzen haben, wird diese Therapieform mit Erfolg, angewendet.
Sie findet bis heute einen immer stärken Zuspruch und wird sogar in die moderne Psychotherapie integriert. Beispielsweise wird sie verwendet um ehemals depressive Patienten vor einem Rückfall zu bewahren.

 

Gehirn in Wandel

Die biologisch messbaren Eigenschaften von erfahrenen meditierenden Personen gegenüber nicht meditierenden, weisen teilweise große Unterschiede auf. Einige Erkenntnisse scheinen bahnbrechend zu sein.
Beispielsweise verarbeitet das Gehirn, von Personen mit jahrelanger Mediationserfahrung, Emotionen, Aufmerksamkeit und Schmerzen anders.
Die graue Substanz im Hippocampus beginnt sich durch die meditations Praxis zu verdichten. Diese Struktur kann hingegen bei Dauerstress, durch einen hohen Cortisol Spiegel im Blut, geschädigt.

Durch die Abnahme der subjektiven Stressbelastung wird die Abnahme der grauen Substanz in der Amygdala verbunden, die unter anderem eine wichtige Rolle bei der Auslösung von Angstreaktionen spielt. Mit der Verdichtung der grauen Substanz ist gemeint, dass die Durchblutung und auch die Verknüpfung in dieser Region erhöht werden und sie damit aktiver ist. Bei einer Verringerung tritt das Gegenteil ein, die Versorgung und die Aktivität der Hirnregion nehmen ab.
Die Effekte der Meditation lassen sich auch in der Konzentration der Neurotransmitter nachweisen. Chris C. Streeter, Perry Renshaw und Kollegen fanden in einer Yoga-​Gruppe nach den Übungen eine um 27 Prozent erhöhte Konzentration des Neurotransmitters GABA (Gamma Aminobuttersäure). Dieser wirkt entspannend und vermindert Angstgefühle. Bei der Kontrollgruppe konnten sie keine Veränderung messen.

 

Es gibt noch eine Reihe weiterer Eigenschaften, die Meditationsexperten zugeschrieben werden. Beispielsweise sollen sie besser mit Stress umgehen können, offenere und freundlichere Verhaltensweisen an den Tag legen, sowie eine verbesserte Aufmerksamkeits- und Konzentrationsspanne haben. Selbst das Immunsystem soll durch aktives Meditieren gestärkt werden.

 

Negative Folgen

Meditation hat jedoch nicht nur positive Eigenschaft, sondern kann auch negative Folgen haben.

Gerade stark vorbelastete, traumatisierte oder depressive Personen können durch Meditation ihre psychischen Symptome verschlimmern. Bei Meditation geht es um das nicht werten von Gedanken und das Setzen des Fokus auf bestimmte Bereiche, beispielsweise den Atem. Wenn die Gedankenwelt zu negativ ist und eine emotionale Distanz nicht geschaffen werden kann, können sich die Negativen Gedanken manifestieren. Im Extremfall kann das Achtsamkeitstraining dann eine Psychose auslösen.
Die mit Achtsamkeit verbundene Selbstoptimierung, kann für zusätzlichen Stress sorgen. Zu Meditieren um danach Leistungsfähiger zu sein, ist der falsche Ansatz und kann den Stresslevel sogar erhöhen.
Letztendlich kann Meditation als eine Form der Problemverdrängung genutzt werden. Dabei werden die aktuellen Probleme nicht gelöst, stattdessen meditieren sich die Personen lediglich in einen „angenehmen“ Zustand. Dieser Vorgang wird als „spiritual bypassing“ bezeichnet und kann zu Depressionen führen.

 

Fehlende Aussagekraft

Es wurden über 1.000 Studien zum Thema Meditation und Achtsamkeit veröffentlicht. Wieso gibt es jedoch keine konkretenAussagen?

Die messbaren biologischen Eigenschaften dürfen nicht einfach mit Meditation bzw. Meditationserfahrung in einen kausalen Zusammenhang gebracht werden. Es könnte noch weitere Faktoren geben, die eine Veränderung des neuronalen Netzwerks auslösen. Hinzukommt, dass so eine Verknüpfung im Gehirn nicht automatisch mit einem „achtsamen Verhalten“ gleichgesetzt werden kann. Es fehlen die Definition und die Messbarkeit von Achtsamkeit. Sehr oft ist nicht bekannt, wie sich die Person in der Vergangenheit verhalten hat und welche anderen Faktoren, wie Lebenserfahrungen (Erfolge und Niederlagen), zu seiner Verhaltensänderung mit beigetragen haben.
Hinzukommt, dass alleine die Abwesenheit von Stress eine positive Wirkung auf den Körper, die Psyche und das Immunsystem eines Menschen hat.

Ein Großteil der Studien hat methodische Mängel aufzuweisen, entweder gibt es zu wenige Teilnehmer, keine Kontrollgruppen, unterschiedliche Definitionen zum Thema Meditation oder sie können nicht im gleichen Stil wiederholt werden. Ein großer Kritikpunkt ist, dass Studien oft von Personen durchgeführt werden, die selbst Meditieren. Es ist dann also nicht wirklich verwunderlich, dass dadurch Interessenskonflikte entstehen können.
Selbst mehrere großangelegte Metaanalysen, die zwischen 150 bis 800 Studien ausgewertet haben, kommen zu dem Entschluss, dass es viel mehr aussagekräftigere Daten braucht.
Vieles scheint darauf hinzudeuten, dass Meditation einen positiven Effekt haben kann. Deshalb wird die Mindfulness based stress redution – Therapie oder Meditation immer häufiger in klinischen und nicht-klinischen Einrichtungen etabliert.
Im Allgemeinen überwiegen die positiven Eigenschaften von Meditation. Die genaueren Wirkungsmechanismen sind bis jetzt allerdings noch nicht ausreichend gut erforscht.

Was fehlt sind großangelegte randomisierte Studien mit Kontrollgruppen. Randomisierte kontrollierte Studien haben die höchste Aussagekraft, da die Zuordnung zu einer Behandlungsgruppe nach dem Zufallsprinzip erfolgt. Damit wird verhindert, dass der Untersuchende Einfluss nimmt und es eine gleichmäßige Verteilung von Einflussfaktoren auf die unterschiedlichen Gruppen gibt.

Außerdem wäre es sehr interessant große Studien anzulegen, in denen mehreren hunderten Teilnehmern verschiedene Meditationstechniken lernen, um diese zu vergleichen. Bis jetzt konnten kaum signifikante biologische Unterschiede zwischen den Techniken gemessen werden.
Eine jahrelange Untersuchung der Probanden ist notwendig, um die Entwicklung der neuronalen Verbindungen und die Verhaltensänderung messen zu können.

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