Alles Bio, Alles Gut?

Kann der Öko-, Bio-, oder Demeter- Landbau unserer Umwelt retten?

Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in der Übersicht:

  • Jede Form von Landbau ist ein Eingriff in die Natur und damit nicht „nachhaltig“
  • moderne Techniken machen den konventionellen Landbau effizient, sparsamer und „Umweltfreundlich“
  • Bio und Co. verwenden ebenfalls Pestizide und Spritzmittel, darunter fallen keine hochmoderne oder selektive Chemikalien, sondern „natürliche Gifte“
  • Natürliche Gifte sind teilweise schlimmer für die Umwelt als modern Mittel
  • Der Ursprung von Demeter und dem Ökolandbau hat nichts mit Umweltschutz zu tun
  • Verschiedenst Sigel machen es schwierig zu bestimmen, wie viel Bio wirklich in einem Produkt steckt, den höchste Standard gibt es bei Demeter
  • Der Biolandbau steckt in einem selbst geschaffenen Dilemma – Er ist nur bis zu einer gewissen Fläche „umweltfreundlich“
  • Ein umweltfreundlicher Landbau muss effizient sein und möglichst viel Biomasse aus einer definierten Fläche produzieren, eine Fusion aus beiden Landbau-Stilen wird benötigt (bsp. Agroforstwirtschaft)

 

Konventioneller Landbau

Neben unserem generellen Flächenverbrauch durch Stadt-, Straßen- und Wohnungsbau, ist auch die Landwirtschaft maßgeblich mit dafür verantwortlich, wie das Gesicht unserer Landschaft aussieht. Gerade die konventionelle ist seit Jahren immer mehr in Verruf geraten.
Wegen dem Einsatz von Pestiziden, künstlichem Düngemittel, riesigen Monokulturen, Gentechnik und Massentierhaltung steht sie in keinem guten Licht.
Heutzutage lassen sich die Dünger zwar schnell abbauen oder gezielt einsetzten, jedoch werden seltene Erden dafür verwendet, die aus den tiefen der Böden erst einmal gewonnen werden müssen. Der Eingriff in die Umwelt ist alleine dadurch gegeben.

Doch wie schädlich ist das wirklich für unsere Umwelt?

 

Bio- und Co.

Anbaumethoden wie Demeter, ökologisch oder biologisch, sollen das verbessern, was die konventionelle nicht so gut macht. So werden keine künstlichen Mittelchen eingesetzt, auf Gentechnik verzichtet und weil die Tieren mehr Platz haben, soll es ihnen deutlich besser gehen.

Komischerweise werden aber andere Züchtungsverfahren angewendet, wie die Protoplastenfusion, die der modernen Gentechnik  sehr nahe kommen. Genauer gesagt ist eine ältere Züchtungsmethode, bei der Zellen verwendet werden, die vorher enzymatisch behandelt wurden. Dadurch verlieren die Pflanzenzellen ihre Zellwände und die entstandenen Protoplasen (Zellen ohne Zellwand) lässt man mit einer fusionieren. Hierbei können ebenso gezielt Informationen vererbt und Linien gezüchtet werden. Hierbei können auch Hybride gezüchtet werden, die auf natürlichen weg nicht mit einer zu kreuzen sind.
Auch die Mutationszüchtung ist hier erlaubt. Bei diesen Verfahren entstehen ein Haufen von weiteren Mutationen, die nicht unbedingt registriert werden und vielleicht auch nicht gewünschte Auswirkungen haben können.

Um die Artenvielfalt zu erhalten wird hier sogar auf Anbauflächen verzichtet, um dort Grünstreifen, Büsche und Bäume wachsen zu lassen.
Das alles hört sich sehr gut an, doch schaffen wir es damit wirklich der Umwelt etwas Gutes zu tun?
Denn auch Biolandwirte müssen die einen oder andern Pestizide nutzen, um sich vor Schimmel und Fressfeinden zu schützen. Welche Methoden sie noch nutzen und ob das alles besser ist als bei der modernen Landwirtschaft, verrate ich dir in diesen Folgen.

 

Die Anbaumethoden

Doch warum haben wir überhaupt so viele verschiedene Anbaumethoden? Um das zu beantworten, machen wir einen kleinen Ausflug in die Geschichte und gucken uns an, woher Demeter und schließlich auch der ökologische Landbau stammen.
Doch kurz vor weg: im Ursprung ging beim Ökoanbau nur darum zu überleben und nicht um einen „nachhaltigen“.

In den nächsten zwei Folgen werden wir uns die beiden Anbaumethoden mal etwas genauer angucken und uns der Frage nach einem wirklich umweltfreundlichen Landbau widmen.
Denn ist es nicht eigentlich genau die Frage, der wir nachgehen sollten, um unsere Umwelt zu erhalten und um etwas gegen den Klimawandel zu tun?
Fakt ist, in nicht all zu ferner Zukunft werden wir zwischen 9 und 12 Milliarden Menschen auf diesem Planeten Erde sein und alle wollen satt werden. Doch satt werden selbst heutzutage leider nicht alle Menschen…

Um wenigstens den heutigen Standard zu halten oder aber zu verbessern, jedoch gleichzeitig die Umwelt nicht weiter zu zerstören, brauchen wir einen nachhaltigen und effizienten Landbau.
Ist also ein biologischer Landbau die Antwort auf die Probleme oder brauchen wir eine art Kombination aus Bio und dem Konventionellem.
Ich habe diese Folge in zwei aufteilen müssen, weil dieses Thema sehr umfangreich ist. Da ich aber viele wichtige Dinge nicht weglassen möchte, damit du danach auch wirklich für dich einen Vergleich ziehen kannst, habe ich die Folge geteilt.
Ich habe einen kleinen Rückblick gemacht und auch eine Zusammenfassung der beiden Folgen. So behältst du den Überblick.

 

Bio – Die bessere Wahl?

Auch werden wir uns anschauen, ob diese Trennung der Anbaumethoden überhaupt sinnvoll ist und was die beiden Landbaustile voneinander lernen können. Denn Vor- und Nachteile gibt es ja bekanntlich immer.

Denn für viele Verbraucher scheint aber die Antwort schon längst klar, der Bio und Ökolandbau scheinen die besser Wahl zu sein.
Eben wegen den genannten Vorteilen und weil es den Tieren viel besser gehen soll, sind viele bereit das teurere Qualitätsprodukt zu kaufen. Viele von uns sind der Meinung, dass Bio auch automatisch eine bessere Qualität hat.
Sowohl was den Geschmack, die Inhaltsstoffe, als aber auch den Umweltschutz angeht soll Bio eindeutig vorne liegen. Stimmt das denn auch?
Die kurze Antwort lautet „Jein“, denn Bio ist nur bis zu einem gewissen Grad eine nachhaltige Alternative. Warum das so ist, erfährst du in den nächsten zwei Folgen.

 

Der Vergleich

Die Siegel sollen dem Konsumenten das Gefühl geben ein umweltfreundliches Produkt zu kaufen, doch in dem Wust aus Siegeln kann schnell die Übersicht verloren gehen. Denn Siegel ist nicht gleich Siegel, die Unterschiede z.B. zwischen dem EU und dem Demeter Siegel sind teilweise enorm.
Das macht es auch nicht leicht, einen generalisierten Vergleich zu machen.
Dennoch gehen wir in den Folgen dem Vergleich nach und stellen uns einmal vor, was wäre, wenn alle Menschen auf der Welt einen biologischen Landbau betreiben. Schaffen wir es damit wirklich die Artenvielfalt zu erhalten?

Und wie sieht es auf der anderen Seite aus, wie hat sich der konventionelle Landbau seit den letzten Jahren verändert? Durch neue Technologien und Satellitenüberwachung hat der moderne Landbau enorme Fortschritte gemacht und gentechnisch veränderte Pflanzen sind dabei den Anbau zu revolutionieren.

Welche Chancen, aber auch welche Gefahren verbergen sich hinter diesen Technologien, die der biologische nicht nutzt?
Wie du siehst gibt es einen Haufen an Fragen die ich dir gerne beantworten möchte. Doch warum ist mir gerade dieses Thema so wichtig?

 

Eine Antwort für die Zukunft

Ich glaube es ist eine Frage, die wir für die Zukunft relativ schnell beantworten sollten. Mit dem Landbau haben wir einen großen Einfluss auf unsere Umwelt und damit können wir auch relativ einfach und schnell viel bewirken.

Denn leider ist der Landbau neben der Energieerzeugung, Verkehr und Produktionsstädten, für die Verschmutzung von Luft, Land und Wasser mit verantwortlich.
Ich halte die Einteilung in verschiedene Lager und Methoden für nicht sehr sinnvoll. Gutes Marketing führt dazu, dass das eine verteufelt und das andere heiliggesprochen wird und eine neutrale Diskussion fast unmöglich wird.
Ich möchte mich bei all den Fragen so gut es geht an die Fakten halten und sie klären.

Wenn wir wirklich einen guten Landbau für die Umwelt haben wollen, bin ich der Meinung, dass wir modernste Technologien und die guten Anbaumethoden des Bioanbaus kombinieren müssen. Nur ein hoher Ertrag zusammen mit einer großen Vielfalt an sich unterstützenden Pflanzen ist sparsam an Platz und Ressourcen.
Wie diese Fusion aus konventionellen Techniken und einer Permakultur aus dem Ökolandbau aussehen könnte, möchte ich dir ebenfalls zeigen. Denn tatsächlich gibt es aktuell einige spannende Versuche, die genau das machen.
Auch wenn das jetzt vielleicht etwas viel war, hoffe ich, dass ich dir dieses doch sehr wichtige Thema etwas näher gebracht habe und du dir durch verschiedenste Vergleiche dir ein eigenes Bild machen kannst.

Denn die Frage geht jeden etwas an und jeder sollte darüber mit drüber entscheiden können, aber auch wirklich beschied wissen.

 

Unser Essverhalten ist machtvoll

Natürlich haben wir aber auch noch die Optionen, darauf zu achten was bzw. wieviel wir wovon essen, um etwas zu beeinflussen. Denn bei Fleisch oder Flugobst ist es so ziemlich egal für die Umwelt, ob es biologisch ist oder nicht.

Nehmen wir zur Veranschaulichung die Banane als Beispiel. Sie wird in allen tropischen Regionen produziert, wie Indien, Ecuador und China. Dem entsprechend muss sie entweder mit dem Flugzeug oder dem Schiff zu uns transportiert werden. Auch wenn die Bananen biologisch und schonend angebaut werden, haben sie durch den Transport mit dem Flugzeug eine hohe CO2-  und Energiebilanz. Der Transportweg bewirkt, dass die biologisch angebaute Banane schlechter für die Umwelt ist, als eine konventionell angebaute, die mit dem Schiff zu uns kommt.
Weil ein Frachter  eine vielfaches mehr an Waren verschiffen kann als ein Flugzeug, ist hier die Bilanz deutlich besser. Dennoch würde es keinen Sinn machen, Bananen in Deutschland anzubauen, weil sie in einem Gewächshaus gezüchtet werden müssen. Der Anbau in unserer Region wäre energieintensiver als der Transport mit dem Schiff, außer die Gewächshäuser würden zu 100% mit CO2 neutraler Energie versorgt.

Beim Fleisch ist es ähnlich. Die Tierhaltung an sich ist nicht wirklich umweltfreundlich, es sei denn, sie wird extensiv betrieben. Das heißt, dass die Tiere genug Platz haben um zu Weiden, den Böden jedoch nicht mehr wegfressen als sie produzieren können. Außerdem darf den Böden nicht mehr Dung gegeben werden, als diese aufnehmen können, um Schäden zu vermeiden. Man kann hier von einem Gleichgewicht sprechen das eingehalten wird. Diese Haltungsform wird zum Beispiel in Argentinien betrieben.

Im Gegensatz dazu betreiben wir in Deutschland hauptsächlich intensive Tierhaltung. Der Kleinbauer von neben an, der alle seine 50 Rinder auf einer Weise grasen lassen kann, ist schon lange ein seltenes Bild geworden.
Sehr oft müssen wir Futtermittel aus anderen Ländern wie China importieren. Und auf die Weide kommen die Tiere, wenn überhaupt, nur in seltenen Fällen. Die Masse an so entstehenden Tierfäkalien schadet unserer Umwelt enorm. Wir nehmen den Dung zwar als Dünger für unsere Böden, jedoch pumpen wir soviel auf unsere Felder, dass die Böden und unser Grundwasser immer weiter verscheucht werden.
Anstatt Futtermittel zu importieren, könnten wir gleich das fertige Stake aus der extensiven Wirtschaft konsumieren. Das ist sogar besser für die Umwelt.

Im Vergleich zu einem konventionell gehaltenen Tier lebt eines aus biologischer Haltung deutlich länger, weshalb es mehr Methan produziert und mehr Futter benötigt. Der unterschied in der CO2- und Energiebilanz ist verschwindend gering, lediglich beim „Tierwohl“ liegt die biologische Haltung vorne.
Weil die Energiekosten bei Fleisch und Flugobst sowieso unglaublich hoch sind, ist hier die Frage nach biologisch oder nicht überflüssig. Wir können eher etwas für die Umwelt tun, indem wir einfach weniger von diesen Sachen konsumieren.

Wie sieht denn für dich ein nachhaltiger Landbau aus? Ich bin gespannt auf deine Meinung! Es gibt ja viele Wege die wir gehen können.

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Du hast Fragen oder Anmerkungen? Lass es mich gerne wissen!

Danke und bis zur nächsten Folge.

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